10.12.2025 | Redaktion | Paritätischer Gesamtverband
Inklusive Berufsorientierung
Expertise im Auftrag des Paritätischen Gesamtverbandes
Eine Berufsorientierung, die alle jungen Menschen darin unterstützt, eine freie Berufswahl eigenverantwortlich zu treffen und ihnen damit entsprechend der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) Zugänge zum Ausbildungsmarkt eröffnet, steht im Mittelpunkt einer Expertise des Paritätischen Gesamtverbandes. Die Autorinnen und Autoren der Expertise erweitern den Begriff von Inklusion zugleich auf alle jungen Menschen, die durch Diskriminierung und Benachteiligung an der Verwirklichung gleichberechtigter gesellschaftlicher Teilhabe gehindert werden.

Titelseite der Expertise
Die Expertise basiert auf einer menschenrechtlichen Perspektive zur Berufsorientierung. Sie trägt empirische Forschungsergebnisse zusammen, beschreibt aktuelle Problemlagen beruflicher Orientierungsprozesse und leitet auf dieser Grundlage Handlungsempfehlungen für eine inklusive Ausgestaltung der Fachpraxis ab. Als Ausgangspunkt dienen neuere Berufswahltheorien, die in Abgrenzung zu klassischen Theorien die berufliche Orientierung stärker als komplexen, unvorhersehbaren Prozess beschreiben denn als standardisierten und planbaren Verlauf. Dabei rücken die Rahmenbedingungen und das soziale Umfeld systematisch in den Fokus. An der Expertise hat neben anderen namhaften Expertinnen und Experten auch Frank Neises von der Fachstelle überaus mitgewirkt.
Grundlegender Perspektivwechsel
Voraussetzung für eine inklusive Berufsorientierung ist aus Sicht der Autorinnen und Autoren ein grundlegender Perspektivwechsel, durch den der Blick auf vermeintlich unzureichende Kompetenzen junger Menschen überwunden und auf die Barrieren gerichtet wird, die die "Möglichkeitsräume" der Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Zuge ihrer individuellen Berufsorientierung und Übergangsgestaltung begrenzen: "Eine inklusive Berufsorientierung lehnt es ab, die Teilhabe an beruflicher Bildung und Beschäftigung von einer 'Bringschuld' junger Menschen abhängig zu machen und an vermeintliche Normalitätsstandards wie Ausbildungsreife und Berufswahlkompetenz zu knüpfen. Sie plädiert für die institutionelle Verankerung von grundlegenden Beteiligungsrechten für alle jungen Menschen an allen sie im Kontext von Berufsorientierung und Übergangsgestaltung betreffenden Entscheidungen."
Zur Umsetzung inklusiver Berufsorientierung gibt die Expertise eine Reihe von Handlungsempfehlungen, die eine biografie- und lebenslagenorientierte Bedarfsklärung als Basis einer inklusiven Berufsorientierung, Partizipation als Basis einer Perspektiven eröffnenden Beratung und Begleitung sowie die Schaffung inklusiver Infrastrukturen zur Berufsorientierung betreffen.