09.09.2025 | Redaktion | Portal der Kinder- und Jugendhilfe
Herausforderung Leaving Care
Schwieriger Übergang von der stationären Betreuung in ein selbständiges Erwachsenenleben
Wenn Jugendliche aus der stationären Kinder- und Jugendhilfe volljährig, und damit sogenannte Care Leaver werden, gilt es diesen Übergang in das Erwachsenenleben mit den Jugendlichen bestmöglich zu gestalten. Fachkräfte stehen dabei vor der Herausforderung, komplexe gesetzliche Bestimmungen und individuelle Betreuung in Einklang mit personalen und institutionellen Rahmenbedingungen zu bringen. Eine vierteilige Essayreihe auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe beleuchtet im dritten Teil die Praxis des Leaving Care näher.
Der Übergang ins Erwachsenenleben muss gut verpackt sein. Oli_ok/
Adobe StockMit Inkrafttreten des Kinder- und Jugendstärkungsgesetz (KJSG) im Jahr 2021 sowie dem reformierten Sozialgesetzbuch VIII wird rechtlich auch jungen Volljährigen in der stationären Jugendhilfe eine Übergangszeit beim Erwachsenwerden sowie bei der Erlernung einer eigenständigen Lebensführung gewährt. So werden sie nun bis zur Vollendung des 21. Lebensjahres unterstützt, in Einzelfällen auch darüber hinaus. Verantwortliche sollen die Unterstützungsbedarfe für die Übergangsplanung individuell mit den Jugendlichen erörtern, einen Hilfeplan erstellen und die Nachbetreuung zu gewährleisten.
Rechtlicher Anspruch und Praxis
In der Praxis gestaltet sich die Erfüllung dieses rechtlichen Anspruchs für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe herausfordernd: Nach Erreichen der Volljährigkeit fallen unterschiedliche Anliegen der Jugendlichen in unterschiedliche rechtliche Zuständigkeitsbereiche. Ein verlängerter Übergang bis zur Beendigung der Jugendhilfemaßnahmen erfordert zudem zusätzliche personelle und zeitliche Ressourcen. Denn die Gestaltung des individuellen Care-Leaving-Prozesses ist sozial komplex, da neben dem Jugendamt und den Care Leavern selbst alle an der alltäglichen Betreuung beteiligten Personen einbezogen sein müssen.
Obwohl junge Menschen Zeit benötigen, sich an die neue Lebenssituation zu gewöhnen und bürokratische Abläufe zu verstehen, möchten Jugendämter sie aus Kostengründen oft früher in die Selbständigkeit entlassen. In der Praxis werden beendete Hilfen zudem trotz gesetzlicher Möglichkeiten manchmal nicht erneut gewährt, weil die Neuerungen des Sozialgesetzbuches den Verantwortlichen noch nicht ausreichend bekannt sind.
Individuelle Unterstützung ist jedoch entscheidend für einen fließenden Übergang von jungen Menschen in das Erwachsenenleben. Im Gegensatz zu Jugendlichen, die in Pflegefamilien aufgewachsen sind, haben beispielsweise Jugendliche, die stationär in Wohngruppen betreut wurden nach ihrer Zeit dort keine Möglichkeit mehr, weiter bei ihren bisherigen Betreuungspersonen Unterstützung zu finden. Ihre Bezugspersonen fallen nach Beendigung der Maßnahme weg.
Auf diese und weitere Themen geht der Autor Fabian Schmitter in seinem Beitrag "Erwachsen? Früher oder später..." zur Praxis des Leaving Care näher ein. Der Essay ist Teil einer vierteiligen Reihe, die auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe erschienen ist.
Weitere Informationen
- Erwachsen? Früher oder später...
Der Autor Fabian Schmitter beschreibt in seinem Essay auf dem Portal der Kinder-und Jugendhilfe, wie rechtliche Rahmenbedingungen, institutionelle Strukturen und persönliche Entwicklung ineinandergreifen. - Status? Careleaver*in!
Mit diesem Essay zu Praxis, Hürden und Unterstützungsmöglichkeiten eröffnet Fabian Schwitter auf dem Portal der Kinder- und Jugendhilfe eine vierteilige Reihe zum Thema Leaving Care. - Zuständigkeit? Vielleicht, vielleicht auch nicht.
Hürden des Leaving-Care-Prozesses, die die Verselbständigung erschweren, beleuchtet der zweite Essay der vierteiligen Reihe. - Unterstützung? Da geht noch was…
Der abschließende vierte Essay der Reihe des Kinder- und Jugendhilfeportals widmet sich den Formen der Unterstützung, die Care Leavern neue Perspektiven eröffnen.