02.09.2025 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung
Bessere Information, mehr Azubis
Klare Kommunikation und Unterstützung helfen Jugendlichen und Unternehmen
Ausbildungsbetriebe können geeignete Bewerberinnen und Bewerber besser erreichen, wenn sie ihr Unternehmen, die Ausbildungsinhalte sowie die beruflichen Perspektiven transparenter kommunizieren. Gleichzeitig sollten sie von der Berufsbildungspolitik umfassender über mögliche Unterstützungsmaßnahmen für förderungsbedürftige Azubis informiert werden, damit Betriebe und Jugendliche häufiger zueinander finden. Diese zeigt eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, die auf Befragungen von Jugendlichen und Ausbildungsbetrieben basiert.
Obwohl eine Ausbildung bei jungen Menschen die beliebteste nachschulische Bildungsoption darstellt, bleiben viele Ausbildungsstellen unbesetzt. So konnte lediglich die Hälfte der Unternehmen, die im vergangenen Jahr Ausbildungsplätze angeboten haben, alle Plätze besetzen. Nur ein Viertel der Unternehmen hat ausreichend viele Bewerbungen erhalten.
Die kombinierte Jugend- und Unternehmerbefragung „Was macht die Ausbildung attraktiv? Wünsche von jungen Menschen und Angebote von Unternehmen im Vergleich“ der Bertelsmann Stiftung und des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt, dass potentielle Azubis einen hohen Informationsbedarf haben, der von den Unternehmen bislang nur teilweise gedeckt wird.
Ausbildungsmarketing verbessern
Jugendliche wünschen sich bereits vor dem Bewerbungsprozess konkrete Informationen zum Bewerbungsverfahren, zur Höhe der Ausbildungsvergütung oder zu konkreten Inhalten und Tätigkeiten der Ausbildung. Unternehmen können dieses Bedürfnis durch transparente Bewerbungsverfahren und ein gezieltes Ausbildungsmarketing erfüllen, das die Attraktivität der Ausbildung, den Arbeitsalltag und die Perspektiven nach der Ausbildung sichtbar macht.
Ermutigung und Unterstützung bei unterschiedlichen Lernvoraussetzungen
Bei den befragten Personengruppen zeigt sich eine unterschiedliche Einschätzung in der Wahrnehmung der Wichtigkeit von schulischen Noten. Schülerinnen und Schüler sind davon überzeugt, diese seien wichtigstes Auswahlkriterium, dabei ist den Betrieben der erste Eindruck der Bewerberinnen und Bewerber wichtiger. Unternehmen werden zudem zunehmend offener gegenüber der Vielfalt der Ausbildungsinteressierten und sind kompromissbereiter hinsichtlich geforderter Kompetenzen. Da es insbesondere Schülerinnen und Schüler mit niedriger Schulbildung jedoch an Selbstbewusstsein fehlt, sich überhaupt zu bewerben, sollten diese stärker zur Bewerbung ermutigt werden.
"Jugendliche mit niedriger Schulbildung schätzen ihre Ausbildungschancen am pessimistischsten ein. Wichtig ist, ihnen gerade auch bei eher mäßigen Schulleistungen Mut zu einer Bewerbung zu machen.“
Clemens Wieland, Bertelsmann Stiftung
Ausbildungsbetriebe profitieren davon, sind aber oft noch nicht mit damit vertraut, dass sie bei der Einstellung junger Menschen mit Förderbedarf durch unterstützende Maßnahmen begleitet werden können. Zusätzlich zu kostenfreien Beratungsleistungen bieten Programme wie die Assistierte Ausbildung (AsA-Flex) der Bundesagentur für Arbeit auch sozialpädagogische Begleitung oder zusätzlichen Förderunterricht an.
Basierend auf den Erkenntnissen der Studie geben die Autorinnen und Autoren drei Handlungsempfehlungen für die unterschiedlichen Akteure:
- Die Unternehmen sollten ihr Ausbildungsmarketing verbessern und Unterstützungsangebote für förderbedürftige Azubis nutzen.
- Akteure der Berufsorientierung sollten junge Menschen stärker ermutigen, sich zu bewerben und dazu motivieren, alle benötigten Informationen zusammenzutragen.
- Die Berufsbildungspolitik sollte Unterstützungsmaßnahmen für leistungsschwächere Azubis und Betriebe bekannter machen.
In der Studie werden Daten aus der repräsentativen Jugendbefragung der Bertelsmann Stiftung „Ausbildungsperspektiven 2025“ und der repräsentativen Unternehmensbefragung des IW „IW-Personalpanel 2025“ gegenübergestellt.