23.04.2024 | Redaktion | DJI

Analysen zur Demokratieförderung

Projekt des DJI zur Ermittlung von Haltungen und Bedürfnissen junger Menschen

In einem breit angelegten Projekt versucht das Deutsche Jugendinstitut (DJI), den Wissensstand zu Bedürfnissen und Bedarfslagen junger Menschen und Fachkräften in den Handlungsfeldern Demokratieförderung, Extremismusprävention und Vielfaltgestaltung auszubauen. Dazu sichten die Forschenden bereits durchgeführte Studien, führen aber auch eigene Befragungen durch. Ziel des Projektes ist es, auf dieser Basis Handlungsempfehlungen für Fachpraxis und Politik zu generieren. Erste Online-Erhebungen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen fanden bereits statt.

Bild: Monkey Business/Adobe Stock

Das DJI führt die Analysen im Verbundvorhaben mit dem SOCLES International Centre for Socio-Legal Studies und dem Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) durch. Ein Teil der empirischen Befunde ist eine standardisierte Online-Befragung mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen von 16 bis 27 Jahren, die die DJI-Fachgruppe "Politische Sozialisation und Demokratieförderung" im Mai 2023 unternahm. Die Erhebung erfasst Haltungen der jungen Menschen zu Politik, Demokratie und Partizipation, Problemwahrnehmungen in den Bereichen Extremismus und Hass im Netz sowie Unterstützungs- und politische Bildungsbedürfnisse von jungen Menschen.

Thematisch umfasste die Befragung fünf Bereiche: politische Einstellungen und Haltungen, Hass im Netz, Kontakt zu Extremismus, politische Partizipation und politische Bildung. Knapp ein Drittel der Befragten äußert wenig oder kein Interesse an Politik, neun Prozent halten die Demokratie nicht für die beste Staatsform und 23 Prozent sind nicht der Meinung, dass das demokratische System in Deutschland gut funktioniert. Während die Mehrheit der befragten jungen Menschen zumindest teilweise von den eigenen politischen Kompetenzen überzeugt ist, geht nur ein kleiner Anteil davon aus, dass eigene Meinungen oder Wünsche für Politikerinnen und Politiker relevant sind. Den Ergebnissen zufolge sind junge Frauen weniger an Politik interessiert, skeptischer gegenüber der Demokratie und ihrem Funktionieren, weniger überzeugt von ihren Kompetenzen und Einflussmöglichkeiten sowie seltener politisch aktiv.

Hass im Netz gehört zum Alltag

Hass im Netz gehört für viele junge Menschen zum Alltag: Gut die Hälfte der Befragten nimmt einmal pro Woche oder häufiger Hass im Netz wahr, knapp ein Drittel war im vergangenen Jahr mindestens einmal selbst betroffen, wobei sich der Hass dabei am häufigsten auf die politischen Ansichten, das Körpergewicht oder das Geschlecht bezog. Junge Menschen mit Migrationsgeschichte sind häufiger von Hass im Netz betroffen. Hass im Netz kann dazu führen, dass sich junge Menschen aus dem digitalen Raum zurückziehen: Aufgrund von Hass im Netz vertreten 30 Prozent seltener ihre Meinung im Internet, 40 Prozent beteiligen sich seltener an Diskussionen, 20 Prozent nutzen soziale Medien seltener und acht Prozent haben sich von sozialen Medienplattformen abgemeldet.

Als Handlungsbedarfe identifizieren die Autorinnen und Autoren unter anderem Maßnahmen, die an die Lebenswelt junger Menschen anknüpfen, die Raum schaffen, über Fragen zu und Unzufriedenheit mit dem politischen Geschehen und die Demokratie in Deutschland zu sprechen und die Stärken der Demokratie und ihre Wirkungen erfahrbar machen. Auch sei es wichtig, die Partizipationshürden für Menschen mit Migrationsgeschichte abzubauen und ihre politische Kompetenzüberzeugung zu stärken. Nicht zuletzt empfehlen sie gendersensible Maßnahmen, die auf Mädchen und junge Frauen zugeschnitten sind und ihre politische Kompetenzüberzeugung stärken sowie eine bessere und umfassendere politische Bildung an Haupt-, Real- und Berufsschulen einschließlich ergänzender demokratiefördernder Bildungsangebote.

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