07.05.2020 | Redaktion | ZDH | Report Mainz

Weniger Ausbildung im Handwerk

Umfrage des ZDH zeigt: Jeder vierte Betrieb plant Reduzierung

Von massiven Einbrüchen der Wirtschaftstätigkeit infolge der Corona-Pandemie sind auch die deutschen Handwerksbetriebe betroffen. Jeder vierte Betrieb will im neuen Ausbildungsjahr im Vergleich zum Vorjahr weniger Azubis einstellen. Das ergab eine Umfrage des Zentralverbandes des Deutschen Handwerks (ZDH). 38 Prozent der Befragten wollen genauso viele Auszubildende einstellen, nur fünf Prozent wollen ihr Engagement erhöhen.

                                                            Grafik: ZDH

Insgesamt beteiligten sich über 2.700 Handwerksbetriebe an der Umfrage, die Ende April durchgeführt wurde. Mögliche Effekte der Lockerungen etwa im Bereich des Einzelhandels sind also noch nicht abgebildet. Das ZDH setzt sich für eine Stärkung der betrieblichen Ausbildung ein – unter anderem dadurch, dass für Auszubildende die gleichen Bedingungen beim Zugang zu Kurzarbeitergeld gelten sollten wie für andere sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Gerade in Krisenzeiten würde dies den Betrieben mehr Planungssicherheit geben und einen zusätzlichen Beitrag zur Liquiditätssicherung leisten. Damit das Handwerk seine Ausbildungsleistung aufrechterhalten kann, fordert der Verband zusätzlich einen einmaligen Zuschuss für Ausbildungsbetriebe, der 75 Prozent der durchschnittlich geleisteten tariflichen oder Mindestausbildungsvergütung über einen Zeitraum von drei Monaten entspricht. Auch damit würde zielgerichtet in die Zukunft des Standorts Deutschland investiert werden.

Verlust von Betrieben als Ausbildungsort?

Als "sehr beunruhigend und extrem problematisch" bezeichnete Arbeitsmarktexperte Stefan Sell von der Hochschule Koblenz die Umfrageergebnisse. In einem Interview mit Report Mainz sagte er, im Handwerksbereich fehle es schon jetzt an Fachkräften. In den vergangenen Jahren sei dort zu wenig ausgebildet worden. Es müsse deshalb unbedingt verhindert werden, dass Betriebe wegen der Corona-Krise überhaupt keine Ausbildungsplätze mehr anbieten, denn wer einmal Lehrstellen streiche, der biete auch künftig in aller Regel keine Ausbildungsplätze mehr an. Das habe die Vergangenheit gezeigt. "Ich sehe die große Gefahr, dass wir Betriebe dauerhaft als Ausbildungsort verlieren", sagt Sell im Interview.

Weitere Informationen

  • ZDH: Betriebsbefragung zur Corona-Pandemie (PDF)
    Der  Zentralverbandes des Deutschen Handwerks hat gemeinsam mit vielen Handwerkskammern und Fachverbänden des Handwerks die Betriebe zum dritten Mal zu den Auswirkungen der Corona-Krise auf die aktuelle Geschäftstätigkeit befragt.