11.10.2021 | Redaktion

Soziale Teilhabe im Lebensverlauf

Forschungsverbund startete Langzeitstudie zu "Care Leavern"

Der Werdegang junger Erwachsener, die zuvor als Jugendliche in stationären Unterbringungen oder Pflegefamilien gelebt haben, ist aktuell weitgehend unerforscht. Nun startete ein breit aufgestellter Forschungsverbund eine Studie, die über mehrere Jahre hinweg den Übergang junger Menschen von der Heimerziehung (§ 34 SGB VIII) oder dem Aufwachsen in einer Pflegefamilie (§ 33 SGB VIII) ins Erwachsenenleben untersucht. Die Langzeitstudie will die Lebensverläufe der jungen Erwachsenen differenziert nachzeichnen. Die Projektlaufzeit begann im Sommer 2021 und endet im Jahr 2030.

Bild: Drobot Dean/Adobe Stock

Die Langzeitstudie zielt darauf ab, über diesen Zeitraum hinweg Daten zum "Leaving Care" – dem Verlassen der Hilfe und der Gestaltung von sozialer Teilhabe in der Gesellschaft – zu erheben und bereit zu stellen. Der zuvor erstellte und vom BMFSFJ geförderte Datenreport "Sozialstatistische Grundlage sozialer Teilhabe von Care Leaver*innen in Deutschland" (2019) zeigt, dass die Lebensverläufe dieser jungen Menschen in bisherigen Statistiken zur Kinder- und Jugendhilfe nicht hinreichend abgebildet werden. Junge Menschen, für die die Gesellschaft im Rahmen von Hilfen besondere staatliche Verantwortung übernimmt, müssen aus Sicht der Forschenden nachhaltig gefördert werden. Dafür sei mehr Wissen über ihren Schutz und die Bedingungen zur sozialen Teilhabe auf ihrem zukünftigen Lebensweg erforderlich.

Untersucht werden die Dimensionen "Wohnen", "Arbeit", "Qualifikationen", "Freizeit", "Gesundheit", "soziale Beziehungen" sowie "Inanspruchnahme sozialstaatlicher Leistungen". Konkret geht es um Fragen wie: Können junge Menschen nach dem Verlassen der Wohngruppe oder der Pflegefamilie in der Arbeitswelt Fuß fassen? Welchen Schulabschluss machen sie? Wie wohnen sie? Empfangen sie andere Formen öffentlicher Hilfen? Dabei werden auch die Perspektiven der jungen Menschen berücksichtigt: Was sind ihre Ziele? Was wünschen sie sich? Wie kommen sie im Alltag zurecht? Darüber hinaus soll das CLS-Projekt Hinweise darauf erbringen, warum Übergänge zwischen der Kinder- und Jugendhilfe und dem Erwachsenenleben manchmal scheitern und so zu massiven Belastungen der jungen Menschen führen können.

Verbundpartner bei der Durchführung der Studie sind die Universität Hildesheim (Institut für Sozial- und Organisationspädagogik), das Deutsche Jugendinstitut (DJI), die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung (GISS) in Bremen und die in Frankfurt ansässige Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH).

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