28.05.2025 | Redaktion | Universität Regensburg

Seelische Belastungen mindern

Studie der Universität Regensburg gibt Empfehlungen für Krisenbewältigung

Globale Krisen führen bei Jugendlichen zu starken seelischen Belastungen – bis hin zur posttraumatischen Stressbelastung. Dies zeigen die Ergebnisse einer deutschlandweiten repräsentativen Befragung von 2.000 Jugendlichen und Erwachsenen zwischen 16 und 21 Jahren, die der Lehrstuhl für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Universität Regensburg durchgeführt hat. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: Jugendliche und junge Erwachsene brauchen in Krisenzeiten mehr Kommunikation, mehr Social-Media-Kompetenz und mehr psychologische Hilfe.

Bild: alisluch/Adobe Stock

Über die Hälfte der jungen Menschen fühlt sich durch die Geschehnisse auf der Welt wie politische Krisen, internationale Konflikte (zum Beispiel Ukraine, Naher Osten) und Gewalttaten im öffentlichen Raum belastet. Dabei erleben die Jugendlichen dies meist stark als persönliche, sie selbst betreffende Bedrohung. Die meisten hören mehrmals pro Woche bis täglich von diesen politischen Entwicklungen, hauptsächlich über soziale Medien, Fernsehberichte oder Gespräche mit anderen. Verstörende Videos oder Bilder von Kriegen und Konflikten, die Verwundung, Folterung, Tötung, Geiselnahme oder ähnliches zeigen, werden dabei von fast der Hälfte der Jugendlichen mindestens wöchentlich gesehen – fast jeder fünfte Jugendliche sieht solche Aufnahmen sogar täglich, männliche Jugendliche und junge Erwachsene häufiger als weibliche.

Die Gewaltdarstellungen führten bei vielen zu ersten Anzeichen einer posttraumatischen Stressbelastung, beispielsweise gekennzeichnet durch Nachhallerinnerungen an die Szenen (20 Prozent), Schlafprobleme (10 Prozent) sowie Schreckhaftigkeit (14 Prozent). Die Studienergebnisse weisen darauf hin, dass auch eine indirekte Konfrontation über die bildhafte Darstellung in den Medien psychische Belastungen von Krankheitswert auslösen können. Ihre Erfahrungen können die jungen Menschen am ehesten im privaten Umfeld teilen, etwa mit dem Freundeskreis oder den Eltern. Professionelle Hilfe holen sich nur etwa 20 Prozent der Befragten.

Wichtig: jugendgerechte Kommunikation

Die Autorinnen und Autoren empfehlen, auf gesamtgesellschaftlicher Ebene das Vertrauen in die Politik durch transparente und jugendgerechte Kommunikation zu stärken. Erwachsene sollten dafür sensibilisiert werden, wie sie Jugendliche durch aktives, empathisches und wertfreies Zuhören unterstützen können. Daneben sei mehr Aufklärung beim Thema psychische Gesundheit notwendig, um Vorurteile gegenüber psychischen Erkrankungen und therapeutischen Behandlungsmöglichkeiten abbauen zu können. Ein wichtiges Ziel für die Zukunft wäre der Ausbau von Therapieangeboten und niedrigschwelligen Hilfeleistungen.

Im Hinblick auf die sozialen Medien sehen sie die Stärkung von Schutzfiltern in den Social-Media-Feeds, auf der individuellen Ebene die Förderung der eigenen Medienkompetenz als einen wichtigen Ansatzpunkt. Dazu gehöre die inhaltliche Begrenzung des persönlichen Nachrichtenkonsums und der Einsatz digitaler Pausen zur Unterstützung der Selbstfürsorge durch Hobbys, Bewegung und Entspannung.

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