12.11.2021 | Redaktion

Offensive für Jugendliche gefordert

Empfehlungen des Kooperationsverbunds für die neue Bundesregierung

Eine Offensive für junge Menschen bei der Nutzung von arbeitsmarktpolitischen Instrumenten und Angeboten des SGB II und III mit niedrigschwelligen und aufsuchenden Ansätzen fordert der Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit von der neuen Bundesregierung. Angesichts der Folgen der Corona-Pandemie sei es dringend erforderlich, eine Gesamtstrategie im Übergang Schule-Beruf zu entwickeln, um die Unterstützung für Jugendliche und junge Erwachsene zu verbessern – besonders für jene, die den Anschluss an die unterstützenden Systeme verloren hätten.

Bild: volurol/Adobe Stock

Dazu ist es aus der Sicht des Kooperationsverbundes erforderlich, Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie auszuwerten und neue Handlungskonzepte mindestens in den Rechtskreisen SGB II, III und VIII zu erarbeiten. Hier geht es den Autorinnen und Autoren des Forderungspapiers um zwei Zielsetzungen: Die eine betrifft die Stärkung der Jugendsozialarbeit (SGB VIII) im Sinne einer Post-Corona-Strategie mit finanzieller Unterstützung des Bundes und bezieht sich auf eine Stärkung der Jugendsozialarbeitsangebote vor Ort. Die zweite Zielsetzung verfolgt eine Offensive für junge Menschen in der arbeitsmarktpolitischen Strategie.

Beim ersten Zielhorizont geht es um die Sicherung, den Ausbau und die Weiterentwicklung von niedrigschwelligen Angeboten der Jugendsozialarbeit. Dabei müsse die Jugendhilfe vor Ort mindestens für die nächsten fünf Jahre diese Angebote nicht nur sichern, sondern ausbauen und neue Förderkonzepte entwickeln.  Um "verloren gegangene" Jugendliche wieder zu erreichen und weitere Jugendliche vor dem "Verlorengehen" zu bewahren, sei die Entwicklung eines Handlungskonzeptes notwendig, das vor Ort den Aufbau beziehungsweise die Intensivierung von folgenden Maßnahmen berücksichtige:

  • aufsuchenden sozialpädagogischen Ansätzen,
  • niedrigschwelligen sozialpädagogischen Angeboten der Berufsorientierung und Berufswahlbegleitung (zum Beispiel Jugendwerkstätten, Produktionsschulen, ganzheitliche Beratungs- und Coachingangebote) sowie
  • sozialpädagogisch unterstützter Berufsausbildung nach § 13 (2) SGB VIII.

Ausbau niedrigschwelliger Ansätze

Auch bei der arbeitsmarktpolitischen Strategie geht es dem Kooperationsverbund vor allem um junge Menschen, die eine niedrigschwellige Unterstützung und eine intensive individuelle Begleitung und Förderung beim Übergang von der allgemeinbildenden Schule in die Berufsausbildung benötigen. Um die pandemiebedingt mangelnde Unterstützung bei der Berufsorientierung durch die abgebenden Schulen und die Berufsberatung der Agenturen für Arbeit zu kompensieren, könne etwa die vertiefte Berufsorientierung stärker genutzt und ausgebaut werden.

Die Autorinnen und Autoren schlagen außerdem vor, insbesondere bei fortgeführten Corona-bedingten Kontakteinschränkungen jungen Menschen nicht nur telefonische Beratungstermine anzubieten, sondern vermehrt "Walk and Talk"-Angebote, um auch hier niedrigschwellige Ansätze vorzuhalten. Weitere Empfehlungen beziehen sich auf  Coaching-Ansätze (zum Beispiel über Gutscheine in § 45-er Maßnahmen), den zeitnahen Ausbau von Projekten nach § 16h SGB II, um mehr aufsuchende und sozialraumorientierte Angebote zu ermöglichen, und schließlich den Wiederausbau der freien Förderung nach § 16f SGB II.

Weitere Informationen

  • Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit: Forderungspapier (PDF)
    Im Kooperationsverbund haben sich sieben bundesweit tätige Organisationen zusammengeschlossen. Zentrale Aufgaben sind die Anregung von Weiterentwicklungen der Jugendsozialarbeit und die gezielte Vertretung von Interessen und Anliegen junger Menschen.