01.06.2021 | Redaktion | KfW Research

Mittelstand bildet weniger aus

Sondererhebung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) zur Corona-Krise

Die Corona-Krise hat der Ausbildungsaktivität kleinerer und mittlerer Unternehmen (KMU) einen kräftigen Dämpfer verpasst. Im Jahr 2020 hat jeder vierte dieser Betriebe (26 Prozent) aufgrund der Krise weniger neue Auszubildende eingestellt als ursprünglich geplant. Bei 71 Prozent der Ausbildungsunternehmen hatte die Krise keine Auswirkungen auf die Anzahl neuer Azubis, nur 3 Prozent haben ihre Ausbildungsaktivität ausgeweitet. Dies zeigt eine Erhebung im KfW-Mittelstandspanel, das die 3,8 Millionen KMU in Deutschland repräsentativ abbildet.

Bild: ehrenberg-bilder/Adobe Stock

Der weit überwiegende Teil der dualen Berufsausbildung findet in KMU statt. Insgesamt gibt es rund 500.000 mittelständische Ausbildungsunternehmen mit über einer Million Azubis. Etwa 90 Prozent der 1,3 Mio. Auszubildenden in Deutschland haben ihren Ausbildungsplatz im Mittelstand. Die Ausbildungsaktivität der Unternehmen hängt eng mit ihrer Betroffenheit von der Corona-Krise zusammen. Zum Zeitpunkt der Befragung Ende Januar 2021 waren zwei Drittel (67 Prozent) der ausbildenden KMU unmittelbar von der Krise betroffen, zum Beispiel durch Umsatzeinbußen oder Liquiditätsengpässe. Von ihnen haben 32 Prozent im Jahr 2020 weniger Azubis eingestellt als zuvor geplant.

Ein Teil der Ausbildungsunternehmen (21 Prozent) nimmt die Krise sogar als existenzbedrohend wahr – jedes zweite davon hat die Ausbildungsaktivität im vergangenen Jahr reduziert (51 Prozent). Unter den nicht direkt von der Krise betroffenen Ausbildungsunternehmen ist der Anteil mit 15 Prozent deutlich kleiner – aber ebenfalls signifikant. Die reduzierte Ausbildungsaktivität im Mittelstand ist der wesentliche Treiber der kürzlich vom Statistischen Bundesamt gemeldeten Zahlen für Deutschland insgesamt (also inklusive Ausbildung in Großunternehmen und im öffentlichen Dienst). Die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge ist gegenüber 2019 um 9,4 Prozent (48.100) gefallen, von 513.300 auf 465.200. Dieser Einbruch geht weit über den langfristigen Trend hinaus.

Keine schnelle Erholung, aber Hoffnung auf Wirtschaftsaufschwung

Die Befragung der KfW dämpft die Hoffnung auf eine schnelle Erholung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2021. Sowohl im ersten als auch im zweiten Halbjahr 2021 rechnen 26 Prozent der Ausbildungsunternehmen damit, weniger Azubis einzustellen, als es ohne Corona-Krise der Fall wäre. Diese Momentaufnahme aus dem Januar ähnelt stark dem Rückblick auf 2020. In den letzten drei Monaten haben sich allerdings die Zukunftsaussichten der Unternehmen merklich aufgehellt: Das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer ist im April zum dritten Mal in Folge gestiegen – die Hoffnung auf einen Wirtschaftsaufschwung in der zweiten Jahreshälfte wächst.

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