09.10.2025 | Redaktion | ism

Mehr als ein Dach über dem Kopf

Expertise zu Herausforderungen, Potenzialen und Perspektiven des Jugendwohnens

Viele junge Menschen müssen für ihre Ausbildung ihr Zuhause verlassen. Dabei sind sie oft mit dem schwierigen Wohnungsmarkt und fehlender Unterstützung konfrontiert. Jugendwohnen verbindet sicheren und bezahlbaren Wohnraum mit sozialpädagogischer Begleitung. Es erleichtert jungen Menschen den Übergang in Ausbildung und Beruf, unterstützt ihre soziale Integration und trägt dazu bei, Ausbildungsabbrüche zu vermeiden. Eine aktuelle Expertise zeigt Potenziale, Herausforderungen und Perspektiven des Jugendwohnens auf.

cherryandbees/Adobe Stock

Junge Menschen, die wegen ihrer Ausbildung, sozialer Benachteiligung oder eingeschränkter Mobilität nicht mehr im elterlichen Haushalt wohnen können, erhalten aktuell in 550 Einrichtungen verschiedener Träger Unterstützung durch eine strukturierte Umgebung, die ihnen Stabilität und Orientierung gewährleistet. Angesichts des demografischen Wandels und Fachkräftemangels gewinnt das Jugendwohnen zunehmend an Bedeutung, da immer mehr Personen für ihre Ausbildung ihr Zuhause verlassen müssen. Dabei sind sie jedoch oft mit schwierigen Wohnbedingungen und fehlender Unterstützung konfrontiert. Jugendwohnen bietet ihnen nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern auch sozialpädagogische Begleitung. Es handelt sich um ein niedrigschwelliges, integratives Unterstützungsangebot, das jungen Menschen den Übergang in Ausbildung, Beruf und ein selbständiges Leben erleichtert.

Auf diese Aspekte geht die Expertise "Jugendwohnen: ein Schlüssel zur Qualifizierung der Berufsbildung, zur Förderung von Mobilität und zur Unterstützung von jungen Menschen im Übergang in Ausbildung und Beruf" des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism), die im Auftrag der Katholischen Jungarbeiter-Heimstatt Nikolaus-Groß-Haus e.V.  erstellt wurde, näher ein. Dabei stützt sie sich auf vorhandene Forschungsergebnisse, die durch aktuelle Studien und Praxisbeispiele ergänzt werden, um Potenziale, Herausforderungen und zukünftige Perspektiven zu beleuchten.

Zu den Potenzialen zählen vor allem die räumlichen Rahmenbedingungen, die Mobilität, Wohnraum, Ausbildung und Fachkräftesicherung unterstützen, sowie die soziale Begleitung, die durch sozialpädagogische Betreuung Abbrüche verhindert und stabile Lebens- und Ausbildungsverläufe fördert. Als Herausforderungen werden die komplexe Zusammenarbeit verschiedener Schnittstellen innerhalb der Sozialleistungsbereiche sowie die Finanzierung und langfristige Sicherung des Jugendwohnens genannt.

Die Autorin und der Autor der Expertise formulieren resümierend fünf Empfehlungen für die zukünftige Ausrichtung des Jugendwohnens:

  • Politische Gesamtverantwortung am Querschnitt verschiedener Rechtsgebiete: Schaffung einer nachhaltigen Arbeitsstruktur für Planung, Kooperation, Konzeptentwicklung und Weiterentwicklung fachlicher Standards über verschiedene Rechtsbereiche hinweg
  • Finanzierung: Die langfristige Absicherung und der Ausbau von sozialpädagogischen Jugendwohnprojekten durch geeignete Förderprogramme (bauliche Maßnahmen und sozialpädagogische Begleitung, Infrastrukturförderung)
  • Qualität des Angebots: im Zusammenspiel von Immobilie / baulichen und räumlichen Gegebenheiten und Qualifizierung des Personals
  • Vernetzung: Jugendwohnen als zentralen Bestandteil eines überregionalen und regionalen Übergangsmanagements weiterentwickeln
  • Öffentlichkeitsarbeit: Eine stärkere Betonung der positiven Effekte des Jugendwohnens im Diskurs um Ausbildungsförderung und Wohnraumversorgung sowie zur Sicherung des künftigen Bewerber- und Fachkräftepotentials

Weitere Informationen

  • ism: Expertise Jugendwohnen (PDF)
    Die ism-Expertise "Jugendwohnen: ein Schlüssel zur Qualifizierung der Berufsbildung, zur Förderung von Mobilität und zur Unterstützung von jungen Menschen im Übergang in Ausbildung und Beruf".
  • Plattform AUSWÄRTS ZUHAUSE
    Auswärts Zuhause informiert als bundesweite Plattform über Jugendwohnen und bietet eine Suchfunktion nach Jugendwohnheimen vor Ort.