30.10.2025 | Redaktion
"Chance auf ein gutes Leben"
BWP-Interview mit Bundesbildungsministerin Karin Prien
Eine bessere rechtskreisübergreifende Zusammenarbeit, eine stärker im Schulalltag verankerte berufliche Orientierung, ein Bildungsverlaufsregister bis zum Abschluss der Berufsbildung – das sind zentrale Ziele der Bildungspolitik, die Bundesbildungsministerin Karin Prien in einem Interview mit der BIBB-Fachzeitschrift Berufsbildung in Wissenschaft und Praxis (BWP) formuliert. Es dürfe kein junger Mensch in den Übergängen im Bildungssystem verlorengehen: "Ich will, dass möglichst alle Kinder und Jugendlichen durch Bildung und Weiterbildung die Chance auf ein gutes Leben bekommen."
Bundesbildungsministerin Karin Prien – Bild: Dominik Butzmann/BMBFSFJ/photothek.de
Karin Prien betonte, als Bundesministerin sehe sie ihre Aufgabe darin, die unterschiedlichen Ebenen zusammenzubringen und gemeinsam mit den Ländern, der Wirtschaft und weiteren Partnern tragfähige Strategien zu entwickeln, denn das
Bildungssystem könne sich nur weiterentwickeln, wenn alle Beteiligten an einem Strang ziehen: "Wir müssen unsere Kräfte bündeln, unsere Verantwortung teilen und voneinander lernen." Wichtig seien gemeinsame Ziele, eine bessere Verzahnung und ein echter Wettbewerb um die besten Lösungen. Bildung sei der Schlüssel – für wirtschaftlichen Erfolg genauso wie für eine starke, demokratische Gesellschaft.
"Wir wollen, dass Jugendliche frühzeitig ihre Interessen und Talente entdecken – nicht erst kurz vor dem Schulabschluss", erläuterte Karin Prien im Interview. "Jede und jeder hat doch etwas, was einem besonders gut liegt. Deshalb setzen wir uns dafür ein, berufliche Orientierung stärker im Schulalltag zu verankern und diese besser mit außerschulischen Angeboten zu verzahnen. Wir schaffen Möglichkeiten für junge Menschen, sich selbst zu entdecken. Ziel ist, ihnen eine fundierte und selbstbestimmte Berufswahl zu ermöglichen und sie darin zu bestärken, sich etwas zuzutrauen."
Schüler-ID und Bildungsverlaufsregister
Um Bildung besser steuern und gezielter fördern zu können, sind aus Sicht der Ministerin valide Daten nötig. Die Schüler-ID und das Bildungsverlaufsregister seien wichtige Instrumente, um hier substanziell weiterzukommen: "Das Bildungsverlaufsregister soll typische Bildungswege sichtbar machen und statistische Wissenslücken schließen – etwa zu Schulabbrüchen oder Übergängen in Ausbildung." Es handele sich um ein reines Statistikregister, das dem Datenschutz unterliege. Die Informationen blieben dabei anonymisiert und dienten ausschließlich der Systemsteuerung und der Bildungsforschung.
Solche Instrumente seien wichtig, damit junge Menschen erst gar nicht den Anschluss an eine berufliche Ausbildung verlieren: "Besonders im Blick haben wir dabei Jugendliche mit niedrigem Schulabschluss oder eigener Migrationsgeschichte, denn Bildungserfolg darf nicht vom Elternhaus abhängen. Deshalb setzen wir auf frühzeitige Förderung und auf funktionierende Übergänge. Wir stärken die berufliche Orientierung und machen Wege zur Nachqualifizierung sichtbarer und zugänglicher."