03.07.2025 | Redaktion | IAB
Barrieren für geflüchtete Frauen
Befunde aus der Grundsicherungsforschung des IAB
Die Erwerbstätigenquote geflüchteter Frauen ist deutlich geringer als die Quote geflüchteter Männer. Sorgepflichten, fehlende Deutschkenntnisse und die Anerkennung ausländischer Abschüsse sind die zentralen geschlechtsbedingten Hürden. Das zeigt eine Auswertung von Studien, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) vorgenommen hat. Die Autorinnen empfehlen gezielte und frühzeitige Maßnahmen zum Abbau dieser Barrieren, unter anderem in den Bereichen des Sprach- und Bildungserwerbs, der Arbeitsmarktberatung und der Gesundheitsförderung.
Wie mehrere Studien zeigen, sind geflüchtete Frauen bei der Arbeitsmarktintegration in dreifacher Weise benachteiligt: Sie müssen nicht nur migrations- und fluchtbedingte, sondern auch geschlechtsspezifische Barrieren überwinden. Eine der größten Herausforderungen für geflüchtete Frauen ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Der "Gender-Gap" in der Sorgearbeit trägt am stärksten zum geschlechtsspezifischen Unterschied in den Erwerbstätigenquoten von Geflüchteten bei. So ist die Betreuungsquote unter geflüchteten Kindern geringer als unter Kindern ohne Fluchthistorie. Angesichts knapper Betreuungsangebote ist es für Geflüchtete aus verschiedenen Gründen besonders schwer, etwa einen Kitaplatz für ihren Nachwuchs zu finden.
Beim Erwerb von Humankapital in Deutschland sind geflüchtete Frauen ebenfalls deutlich im Nachteil: Sie nehmen später und seltener als Männer an Sprach- und Integrationskursen teil und nutzen auch Programme oder Beratungsangebote der Bundesagentur für Arbeit (BA) weniger häufig. Zudem erwerben sie seltener deutsche Bildungsabschlüsse. Erfolgreich absolvierte Sprachkurse gehen insbesondere bei weiblichen Geflüchtete mit einer erhöhten Erwerbswahrscheinlichkeit einher. Umso problematischer erscheint es, dass sie diese seltener besuchen als Männer.
Anerkennung von Qualifikationen
Ein weiteres Hindernis für geflüchtete Frauen ist die Anerkennung ihrer Qualifikationen. So sind Frauen in ihren Herkunftsländern nicht nur seltener als Männer erwerbstätig, sondern bei Erwerbstätigkeit häufiger in Berufen, deren Zugang in Deutschland stark reglementiert ist, etwa im Medizin- oder Erziehungssektor. Um reglementierte Berufe ausüben zu können, ist hier die Anerkennung ausländischer Abschlüsse erforderlich.
Wie ein aktueller IAB-Forschungsbericht zeigt, schätzen weibliche Geflüchtete aus der Ukraine ihren Gesundheitszustand im Schnitt schlechter ein als männliche. Sie leiden außerdem häufiger an generalisierten Angststörungen. Dies wiederum verringert ihre Chancen auf eine rasche Integration in den Arbeitsmarkt.
Verbesserung der Kinderbetreuung
Die Autorinnen der Studie empfehlen unter anderem eine Verbesserung der Kinderbetreuungsangebote, damit auch geflüchtete Mütter Erwerbstätigkeit mit Kinderbetreuung vereinbaren können. Ein Ausbau der Betreuungsplätze, eine stärkere Flexibilität in der Betreuung und der Abbau von Barrieren für deren tatsächliche Inanspruchnahme, zum Beispiel durch Bereitstellung relevanter Informationen oder eine Entbürokratisierung der Anmeldung, könnten die Erwerbsquote von geflüchteten Frauen zusätzlich steigern. Eine integrative Kinderbetreuung im Rahmen von Sprachkursen und Weiterbildungsmaßnahmen kann den Zugang zu diesen verbessern.