17.09.2025 | Redaktion |

Akzeptanz von Vielfalt geht zurück

Robert Bosch Stiftung veröffentlicht Vielfaltsbarometer 2025

Die Akzeptanz von Vielfalt ist in Deutschland in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen – vor allem bei den Dimensionen der sexuellen Orientierungen sowie verschiedener ethnischer Herkünfte und von Religion. Das belegt der Vielfaltsbarometer2025, eine repräsentative Studie der Robert Bosch Stiftung. Diese Entwicklung lässt sich für fast alle Bundesländer beobachten. Die Akzeptanz von Vielfalt hat in den vergangenen Jahren in Westdeutschland stärker abgenommen als im Osten, womit sich der Westen den bislang schlechteren Werten im Osten annähert.

Grafische Darstellung der verschiedenen Vielfaltsdimensionen und ihrer Entwicklung – Grafik: Robert Bosch Stiftung

Laut Vielfaltsgesamtindex, der auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten basiert, liegt der Wert für die Akzeptanz von Vielfalt in Deutschland aktuell bei 63 Punkten. Damit liegt er zwar deutlich über dem Skalenmittelwert von 50. Gleichzeitig aber ist der Wert im Vergleich zu 2019 um fünf Punkte gesunken; damals lag der Vielfaltsgesamtindex für Deutschland noch bei 68 Punkten. Besonders drastisch hat die Akzeptanz ethnischer Vielfalt abgenommen: Hier gab es seit der letzten Befragung einen Verlust von 16 Punkten. Auch die Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen und Religionszugehörigkeit sowie sozioökonomischer Schwäche ist deutlich zurückgegangen. Erfreulicher sieht es bei den weiteren untersuchten Dimensionen von Vielfalt aus, nämlich Lebensalter, Behinderung und Geschlecht: Hier sind die Akzeptanzwerte stabil geblieben, teils sogar besser geworden.

Die Untersuchung von Persönlichkeitsmustern, ebenfalls Gegenstand der Untersuchung, gibt einige Hinweise darauf, welche Faktoren Einfluss auf die individuelle Akzeptanz von Vielfalt haben. Den stärksten positiven Einfluss hat demnach die individuelle Empathiefähigkeit, also die Kompetenz, sich in andere Menschen und deren Lebenslagen hineinzuversetzen und ihre Bedürfnisse anzuerkennen. Besonders hinderlich bei der Akzeptanz von Vielfalt ist hingegen ein ausgeprägter Wohlstandsprotektionismus. Damit ist die fehlende Bereitschaft gemeint, gesellschaftlich erwirtschaftete Güter mit anderen Anspruchsgruppen zu teilen. Die Studie zeigt aber auch: Menschen, die in einem heterogenen Umfeld leben oder sich bewusst ein solches Umfeld suchen, sind Vielfalt gegenüber offener und auch positiver eingestellt.

Individuelle Lebenslagen und -leistungen stärker anerkennen

Nicht zuletzt gibt die Studie Hinweise darauf, wie wir die Akzeptanz von Vielfalt fördern können: durch Dialog und das Vermitteln von Wissen, indem wir unsere Demokratie stärken, Grundrechte und Werte verteidigen und gegen jede Form von Diskriminierung eintreten, indem wir individuelle Lebenslagen und -leistungen stärker anerkennen und indem wir auf spalterische Rhetorik, Verkürzungen, Pauschalisierungen und Vorurteile verzichten. Das alles macht eine Gesellschaft krisenfester und widerstandsfähiger gegenüber den Herausforderungen unserer Zeit.

Weitere Informationen

  • Robert Bosch Stiftung: Vielfaltsbarometer 2025
    Für das Vielfaltsbarometer 2025 wurden rund 4.800 deutschsprachige Personen im Alter ab 16 Jahren online befragt. Verglichen werden die Ergebnisse mit denen des Vielfaltsbarometers 2019.