17.07.2023 | Redaktion | BIBB

Vom Ausbildungs- zum Bewerbermarkt

Analyse des BIBB auf Basis der Bewerberbefragung 2021

Die Zahl unbesetzter Stellen lag im Jahr 2022 erstmalig höher als die Zahl derer, die zum Stichtag am 30. September noch eine Ausbildungsstelle suchten. Dies zeigt eine deskriptive Analyse des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) auf Basis der Bewerberbefragung der Bundesagentur für Arbeit (BA) und des BIBB. Demnach entwickelt sich der Ausbildungsmarkt weiter hin zu einem Bewerbermarkt. Die Auswertung weist darauf hin, dass es den meisten Bewerberinnen und Bewerbern gelungen ist, eine Ausbildungsstelle im Wunschberuf zu finden.

83 Prozent der erfolgreich in eine Ausbildung eingemündeten Bewerberinnen und Bewerber mit einem Wunschberuf können die Ausbildung auch in diesem Beruf absolvieren. Diese Gruppe fühlt sich nach den Erkenntnissen der Analyse signifikant besser durch die Schule auf die Zeit der Ausbildungsstellensuche vorbereitet und ist zudem zufriedener mit ihrer aktuellen Tätigkeit als diejenigen, die zum Befragungszeitpunkt ihre Ausbildung nicht im Wunschberuf absolvierten.

Die beiden Untersuchungsgruppen unterscheiden sich auch hinsichtlich ihrer Bewerbungsaktivitäten. Am deutlichsten zeigt sich, dass diejenigen, die angaben, dass es sich bei ihrem Ausbildungsberuf nicht um ihren Wunschberuf handelt, sich deutlich häufiger in unterschiedlichen Ausbildungsberufen beworben und bereits im Bewerbungsprozess Alternativen in Betracht gezogen haben.

Bedeutung der Berufsorientierung

Bei der Suche nach einem passenden Ausbildungsplatz kommt dem Verschicken von Bewerbungen im Allgemeinen die größte Bedeutung zu. Allerdings gibt auch mehr als jede(r) dritte Befragte an, direkt bei Betrieben nach einer Ausbildungsstelle gefragt zu haben – unter denen mit maximal Hauptschulabschluss sind es sogar über 40 Prozent, während der Anteil unter den Studienberechtigten bei unter 30 Prozent liegt. Bei den Bewerberinnen und Bewerbern mit Studienberechtigung ist der Anteil derer, die angaben, Bewerbungen verschickt zu haben, allerdings nochmals deutlich höher als bei denen mit niedrigem oder mittlerem Schulabschluss.

Eine von den Befragten als gut wahrgenommene schulische Vorbereitung auf die Zeit der Ausbildungsstellensuche trägt offenbar dazu bei, dass sie eine klarere Vorstellung davon haben, welcher Beruf zu ihnen passt. Die Rolle von schulischen Vorbereitungsangeboten zur Berufsorientierung sollte daher aus Sicht der Autorinnen und Autoren der Analyse weiterhin eine hohe bildungspolitische Relevanz haben. Dadurch könne es vielen Jugendlichen gelingen, ein berufliches Selbstkonzept zu entwickeln, ihr Berufswahlspektrum zu erweitern und eine Ausbildung in einem von ihnen favorisierten Beruf zu absolvieren.

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