16.06.2021 | Redaktion

Teilhabe geflüchteter Frauen

Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigt Gefälle bei Erwerbsbeteiligung

Die Erwerbsbeteiligung geflüchteter Frauen steigt, bleibt aber geringer als die von Männern. Dies zeigt eine Analyse der Friedrich-Ebert-Stiftung in der Publikationsreihe "WISO direkt". Im Jahr 2019 waren 13 Prozent der geflüchteten Frauen und 53 Prozent der geflüchteten Männer sozialversicherungspflichtig oder selbstständig erwerbstätig. Dabei ist der Wunsch nach Arbeit ausgesprochen hoch: 89 Prozent der nicht erwerbstätigen, aber erwerbsfähigen Frauen möchten "ganz sicher" oder "wahrscheinlich" in Deutschland arbeiten.

Betrachtet man die 2015 und 2016 zugezogenen Geflüchteten, zeigt sich: Ein Jahr nach ihrem Zuzug sind drei Prozent der Frauen und elf Prozent der Männer erwerbstätig. Mit zunehmender Aufenthaltsdauer öffnet sich die Schere zwischen den Geschlechtern, da die Erwerbstätigenquoten der Frauen im Gegensatz zu denen der Männer nur wenig steigen. Drei Jahre nach dem Zuzug sind zehn Prozent der Frauen und 43 Prozent der Männer erwerbstätig. Frauen arbeiten zudem häufiger in Teilzeit, geringfügig oder unregelmäßig: Im Jahr 2019 betraf dies 42 Prozent der Frauen, aber nur 25 Prozent der Männer.

Eine Ursache der geringeren Erwerbsbeteiligung von Frauen sehen die Autorinnen der Analyse, Tanja Fendel und Franziska Schreyer, in den Familienstrukturen: Die Partizipation von Müttern an Erwerbsarbeit, Integrationsmaßnahmen und Bildung ist deutlich niedriger als die von Frauen ohne eigene Kinder unter 18 Jahren im Haushalt. Hier sehen sie den Ball im Spielfeld von Politik und Institutionen wie der BA, der Wirtschaft und Verbänden. So könnte Müttern durch ein breites Angebot an Kinderbetreuung eine stärkere Teilhabe an Bildung und Erwerbsarbeit ermöglicht werden. Auch die Partizipation an Integrationsmaßnahmen, professioneller Beratung und Deutschförderung sollte intensiviert werden. Als weitere Ansatzpunkte könnten die Teilnahme von Frauen an Qualifizierungsmaßnahmen gefördert und die Kontaktdichte zwischen Jobcenter und geflüchteten Frauen intensiviert werden, wenn diese Grundsicherung beziehen.

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