03.08.2020 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Studie zu Teilqualifikationen

f-bb und Bertelsmann Stiftung untersuchten Akzeptanz bei Unternehmen

Teilqualifikationen sind in Deutschland seit vielen Jahren in der Diskussion, konnten sich aber bislang kaum durchsetzen, weil ein Abweichen vom Konzept der vollqualifizierenden dualen Ausbildung nach wie vor umstritten ist. Nun untersuchte das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung, wie eigentlich die Haltung der Arbeitgeber gegenüber dem Instrument der Teilqualifikationen ist. Ihre repräsentative Studie zeigt: Unternehmen sind in vielen Berufen offen dafür.

81,2 Prozent der deutschen Unternehmen sind bereit, Teilqualifizierte auch ohne Berufsabschluss einzustellen. Vor Ausbruch der Corona-Pandemie äußerten sogar 51,7 Prozent, in mindestens einem Einsatzfeld bereits explizit nach solchen Personen zu suchen. Für 23 von 30 untersuchten Berufen gab die Mehrheit der Unternehmen an, potenzielle Bewerberinnen und Bewerber auch dann für einsatzfähig zu halten, wenn sie (noch) nicht in allen Einsatzfeldern des jeweiligen Berufs Kompetenzen aufweisen. Beim Ansatz der Teilqualifikationen werden Berufe in kleinere Einheiten unterteilt, wobei Kursteilnehmende ein Zertifikat für jede erfolgreich abgeschlossene Einheit erhalten. Am Ende dieses Weges kann über die Externenprüfung der Berufsabschluss erworben werden.

Reguläre Ausbildung hat weiter Vorrang

"Unsere Ergebnisse unterstreichen, dass arbeitsuchende Personen von Teilqualifikationen profitieren können. Das gilt jedenfalls dann, wenn sie Arbeitserfahrung nachweisen können. Durch die Teilqualifikationen haben sie deutlich bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt", erklärt f-bb-Geschäftsführerin Dr. Iris Pfeiffer. Auch Geflüchtete ohne einen in Deutschland verwertbaren Berufsabschluss erhielten dadurch die Möglichkeit, Kompetenzen zu erwerben und/oder nachzuweisen. Pfeiffer betont aber auch die Vorrangstellung der vollqualifizierenden Ausbildung: "Die reguläre Berufsausbildung bleibt auch weiterhin der Königsweg der Arbeitsmarktintegration. Teilqualifikationen sind vor allem dann interessant, wenn dieser Königsweg nicht oder nicht mehr eingeschlagen werden kann."

Für die Studie wurden 2.907 Interviews mit Unternehmensvertreterinnen und Unternehmensvertretern aus ganz Deutschland geführt. Dabei wurden 30 verschiedene Berufe abgedeckt. Zugrunde gelegt wurden die Einsatzfelder der MYSKILLS-Kompetenzmodelle. Demzufolge umfasst beispielsweise der Beruf Verkäuferin bzw. Verkäufer Kompetenzen in den fünf Einsatzfeldern "Kassieren", "Bedienen, beraten und verkaufen", "Verkaufsfördernde Maßnahmen durchführen", "Warenwirtschaftliche Prozesse durchführen“ und "Im Kundenservice arbeiten".

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