Rekrutierungswege von Betrieben

BIBB Report untersucht direkte und indirekte Instrumente der Rekrutierung

Die Anzahl ausbildungssuchender Jugendlicher nimmt seit Jahren ab. Betrieben fällt es deshalb immer schwerer, ihre angebotenen Ausbildungsplätze zu besetzen. Das wirft die Frage auf, wie sie vorgehen, um Bewerberinnen und Bewerber für sich zu gewinnen. Zur Beantwortung dieser Frage nimmt ein BIBB Report die von Unternehmen genutzten Rekrutierungswege in den Blick. Es zeigt sich, dass sowohl die Anzahl als auch die Art genutzter Rekrutierungswege darauf Einfluss haben, ob Betriebe viele Bewerbungen erhalten und offene Ausbildungsplätze besetzen können.

Bild: jörn buchheim/Adobe Stock

Der BIBB Report unterscheidet zwischen aktiven und passiven Instrumenten der Rekrutierung. Über indirekte (oder passive) Kanäle platzieren Betriebe ihre Stellenangebote in einem Medium – etwa einer Zeitung oder einer Karriere-Website – und hoffen, dass Kandidatinnen und Kandidaten das Angebot finden und sich darauf bewerben. Demgegenüber treten Betriebe bei der Nutzung direkter (oder aktiver) Kanäle unmittelbar mit Jugendlichen in Kontakt – zum Beispiel auf Ausbildungsmessen –, um diese persönlich auf vakante Stellen hinzuweisen und zu einer Bewerbung zu motivieren.

Wie Befragungsergebnisse aus dem BIBB-Qualifizierungspanel 2022 zeigen, nutzen Betriebe zumeist mehrere Optionen und haben zudem das Portfolio gegenüber früheren Jahren ausgeweitet. Vor allem indirekte Rekrutierungskanäle werden vielfach und verstärkt für die Suche nach Ausbildungsplatzbewerberinnen und
-bewerbern eingesetzt. Den Gewohnheiten der Zielgruppe entsprechend stehen dabei digitale Varianten im Vordergrund, was inzwischen bei vielen Betrieben auch bedeutet, ihre Ausbildungsplatzangebote in sozialen Medien zu präsentieren.

Vorteile und Nachteile der Strategien

Indirekte Rekrutierungskanäle haben den Vorteil, dass mit ihnen bei vergleichsweise geringem Aufwand eine
hohe Reichweite erzielt und in der Folge eine hohe Anzahl an Bewerbungen generiert werden kann. Die vorgelegten Untersuchungsergebnisse unterstreichen dies: Der BIBB Report zeigt, dass Betriebe, die viele indirekte Rekrutierungswege nutzen und auf diese in ihrem Portfolio den Schwerpunkt legen, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit viele Bewerbungen auf eine angebotene Ausbildungsstelle erhalten. Allerdings hat sich auch gezeigt, dass das Risiko unbesetzter Ausbildungsstellen dadurch nicht sinkt, sondern im Gegenteil sogar steigt, da sie wenig zielgerichtet sind.

Direkte Rekrutierungskanäle bieten dagegen die Möglichkeit, diejenigen jungen Menschen verstärkt auf die bestehenden Ausbildungsangebote hinzuweisen und zu einer Bewerbung zu ermutigen, die im ersten persönlichen Kontakt Interesse an dem betreffenden Ausbildungsberuf signalisieren und darüber hinaus über weitere, aus betrieblicher Sicht wichtige Voraussetzungen zu verfügen scheinen. Allerdings gehen sie mit einem deutlich höheren Aufwand einher und generieren aufgrund der gleichzeitig geringeren Reichweite zumeist nur wenige Bewerbungen. Letzteres ist den Untersuchungsergebnissen zufolge aber eher unproblematisch, da es Betrieben mit einer vorwiegend auf direkte Rekrutierungswege ausgerichteten Strategie trotzdem eher gelingt, alle angebotenen Ausbildungsstellen zu besetzen, als Betrieben, die primär indirekte Wege nutzen.

Weitere Informationen

  • BIBB: BIBB Report 3/2023
    Margit Ebbinghaus, Christian Gerhards, Philipp Heyer und Sabine Mohr sind die Autorinnen und Autoren des BIBB Reports.