27.06.2025 | Redaktion | Bertelsmann Stiftung

Bedarfe für gelingendes Aufwachsen

Befragung der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für soziale Arbeit (ISA)

Soziale Teilhabe ist für Kinder und Jugendliche von zentraler Bedeutung. Das ergab eine Befragung der Bertelsmann Stiftung und des Instituts für soziale Arbeit (ISA) Münster. Auf die Frage, was für ein gutes Leben am wichtigsten sei, nennt rund ein Drittel (32 Prozent) der 10- bis 15-Jährigen soziale Beziehungen zu Freundinnen und Freunden. Danach folgen die Beziehungen zur Familie, denen jede(r) Fünfte den größten Stellenwert beimisst. Die Bedeutung sozialer Kontakte spiegelt sich auch in dem hohen Bedürfnis nach digitaler Teilhabe: 54 Prozent halten Handy und mobiles Internet für unverzichtbar.

Titelseite der Studie

Die Bedürfnisse der jungen Menschen decken sich mit ihren finanziellen Prioritäten: Für neun von zehn Befragten ist es wichtig, Geld für Aktivitäten mit Freunden und Freundinnen zu haben. Es folgen "angesagte Dinge" wie Kleidung, Kosmetik und Technik (67 Prozent), Hobbies (61 Prozent) sowie Internet und Telefon (55 Prozent). Jede(r) Zweite möchte Geld zum Sparen nutzen. Bemerkenswert ist, dass die finanziellen Mittel der Eltern kaum eine Rolle für die Höhe des Taschengelds spielen. Auch Eltern mit niedrigerem Einkommen versuchen, ihren Kindern ein angemessenes Taschengeld zu zahlen.

Das Thema Geld insgesamt beschäftigt die jungen Menschen. Auch wenn die befragten 10- bis 15-Jährigen grundsätzlich sehr positiv in die Zukunft blicken, machen sie sich Gedanken um die eigene finanzielle Situation sowie die der Eltern. 46 Prozent von ihnen sorgen sich häufig oder manchmal darum, wie viel Geld die Familie hat. Rund die Hälfte gibt an, dass sie sich häufig oder manchmal Dinge nicht leisten konnten, die ihre Freundinnen und Freunde gekauft haben. Da sie für Aktivitäten im Freundeskreis überwiegend selbst aufkommen müssen, leiden ihre sozialen Kontakte bei Geldmangel am meisten.

Reform der finanziellen Leistungen

Die hohen Bedarfe nach sozialer und digitaler Teilhabe sollten aus Sicht der Autorinnen und Autoren bei einer zukunftsorientierten Neubestimmung von existenzsichernden Leistungen für Kinder und Jugendliche berücksichtigt werden: "Weder bei der aktuellen Regelbedarfsermittlung im Bürgergeld noch bei den Bildungs- und Teilhabeleistungen ist das der Fall. Da junge Menschen die Expertinnen für ihre Lebenswelt sind, empfehlen wir, Kinder und Jugendliche regelmäßig und systematisch nach ihren Bedarfen zu befragen." Zudem sei es wichtig, kostenlose Angebote für alle Kinder und Jugendlichen in den Bereichen Bildung, Freizeit, Sport und Kultur weiter auf- und auszubauen. Eine Reform der finanziellen Leistungen für Kinder und Familien könne nur in Verbindung mit einer gut ausgebauten Infrastruktur echte Teilhabechancen gewährleisten.

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