12.06.2018 | DJI | Redaktion

Defizite im Politikverständnis

Martina Gille (DJI) zum schwierigen Verhältnis von Jugend und Politik

Vielen jungen Menschen ist das Politische wichtig, aber nur wenige engagieren sich dauerhaft in Parteien. Das beeinflusst die Demokratie und stellt die politische Bildung vor neue Herausforderungen. In einem Beitrag zur neuen Ausgabe der Zeitschrift "DJI-Impulse" des Deutschen Jugendinstituts beschreibt Martina Gille das schwierige Verhältnis von Jugend und Politik.

Gruppe von Jugendlichen
Bild: Rawpixel.com/Fotolia

Ohne zusätzliche Bemühungen, gerade weniger privilegierte junge Menschen an die Politik heranzuführen, besteht aus Sicht der Autorin das Risiko, dass sie nicht nur beruflich und finanziell, sondern auch politisch an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden, weil ihnen aufgrund ihres geringeren politischen Wissens die Artikulationsmöglichkeiten für Forderungen an die Politik fehlen und sie Beteiligungsmöglichkeiten weniger nutzen. Die Polarisierung der Gesellschaft würde sich damit weiter verschärfen.

Große repräsentative Jugendstudien belegen, dass Jugendliche der etablierten Politik wenig Vertrauen entgegenbringen, so die Autorin. Trotz dieser Distanz zum politischen System seien junge Menschen aber nicht unpolitisch: "Im Gegenteil - sie wollen mitgestalten, weichen allerdings aus auf punktuelle, themenspezifische oder andere informelle Aktionen außerhalb der Parteien, die eher expressiv und protestorientiert sind und auch im Internet stattfinden können."

Die teilweise kompromisslose Haltung der jungen Generation deute aber auf Defizite in deren Politikverständnis hin. Demokratie benötige nicht nur aktive Bürgerinnen und Bürger, die ihre politischen Forderungen einbringen, sondern auch die Akzeptanz von Interessenkonflikten sowie die Bereitschaft, sich auf Aushandlungsprozesse mit politisch Andersdenkenden einzulassen. In der Vermittlung dieser beiden Aspekte demokratischer Politik liege eine zentrale Aufgabe politischer Bildung.