06.05.2025 | Redaktion | IAB

Mehr junge Menschen ohne Ausbildung

Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)

Obwohl Arbeitskräfte in Deutschland in den vergangenen Jahren knapper geworden sind, insbesondere im Fachkräftebereich, zeigen aktuelle Daten der Statistik der Bundesagentur für Arbeit: Immer mehr junge Erwerbspersonen haben keine Berufsausbildung. Zwischen 2013 und 2024 ist bei den 20- bis 34-jährigen Erwerbspersonen der Anteil an nicht formal Qualifizierten, also jenem ohne abgeschlossene Berufsausbildung, um drei Prozentpunkte auf 13 Prozent gestiegen. Eine Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fragt nach den Ursachen.

Klick zum VergrößernBild: ChiccoDodiFC/Adobe Stock

Die Arbeitslosenquote der nicht formal Qualifizierten (nfQ), also derjenigen ohne abgeschlossene Berufsausbildung, liegt derzeit bei über 20 Prozent. Die Autorinnen und Autoren der Studie betonen, vor dem Hintergrund der fortschreitenden demografischen Alterung sei es wichtig, dass alle Potenziale gehoben werden – also immer weniger Menschen ohne Ausbildung bleiben und als entsprechend qualifizierte Erwerbspersonen am Arbeitsmarkt teilhaben. Sie fragen deshalb zunächst, wodurch der langjährige Anstieg der nfQ-Quote begründet ist.

Die Analyse der statistischen Daten zeigt, dass diese Entwicklung zum Teil durch demografische Veränderungen hin zu Bevölkerungsgruppen mit höheren Anteilen an nicht formal Qualifizierten erklärbar ist, etwa infolge der starken Zuwanderung. So stiegen der Anteil der Personen aus anderen EU-Ländern von 4,7 auf 7,9 Prozent, aus den Asylherkunftsländern von 0,5 auf 4,3 Prozent und aus weiteren Drittstaaten von 5,6 auf 10,3 Prozent. Die Entwicklung lässt sich dadurch allerdings nicht ausschließlich erklären, denn auch unter Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit steigt die Quote.

Anstrengungen für Ausbildung verstärken

Auch wenn sich mit einer Qualifikation deutlich bessere Arbeitsmarktchancen eröffnen, stiegen zuletzt die Löhne in Helferjobs am stärksten. Dazu trug unter anderem die deutliche Erhöhung des Mindestlohns im Jahr 2022 bei. Während dadurch einerseits die Lohnungleichheit reduziert wird, was durchaus gewollt ist, wird damit andererseits eine Beschäftigung im Helferbereich attraktiver. Die Anstrengungen für die Ausbildung müssen aus Sicht der Autorinnen und Autoren deshalb noch weiter verstärkt werden. So sollten die Informations- und Beratungsangebote weiter ausgebaut werden, um mehr Menschen in Ausbildung zu bringen.

Dass junge Menschen den Weg zu einer formalen Qualifizierung finden, dazu können gezielte niedrigschwellige Angebote beitragen. Diese können modular aufgebaut sein und gegebenenfalls berufsbegleitend zum vollwertigen Abschluss führen: "Wichtig ist dabei, Berufsschulen wie Betriebe im Umgang mit Lernschwächeren zu befähigen. Eine Ausbildungsgarantie kann unterstützen, wobei das Augenmerk auf eine gute Verzahnung für Übergänge in betriebliche Ausbildung gelegt werden sollte." Ein besonderes Augenmerk sollte zudem den Zugewanderten gelten, deren Bildungshintergrund oft nicht in die deutsche Systematik der Ausbildungs- und Berufsabschlüsse passt. Hier komme es darauf an, Kompetenzen festzustellen, zügig anzuerkennen und berufsbegleitend gezielt Qualifikation weiterzuentwickeln sowie Sprachkenntnisse zu fördern.

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