15.01.2024 | Redaktion | Universität Konstanz

Integration Zugewanderter verbessern

Analyse des Exzellenzclusters "The Politics of Inequality" der Universität Konstanz

Bei jungen Auszubildenden mit Zuwanderungshintergrund ist die Abbruchquote höher als bei Azubis mit deutschem Pass. Allerdings tendieren sie deutlich seltener zum Abbruch einer Ausbildung, wenn sie über gute Sprach- und Mathematikkenntnisse verfügen und ihre Wunschausbildung beginnen konnten. Darüber hinaus sind auch die Unterstützung aus dem unmittelbaren kollegialen Umfeld sowie gut strukturierte Auswahl- und Onboarding-Prozesse entscheidend für eine nachhaltige Integration in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt. Das zeigt eine Analyse der Universität Konstanz.

Bild: Daniel Ernst/Adobe Stock

Zur Frage, wie eine nachhaltige Integration junger Zugewanderter in den deutschen Ausbildungs- und Arbeitsmarkt gelingen kann, analysierte ein interdisziplinäres Forschungsteam des Exzellenzclusters "The Politics of Inequality" der Universität Konstanz um Professor Florian Kunze Daten einer Langzeitstudie. Für diese werden seit 2021 regelmäßig 1.139 Auszubildende per Smartphone-App zu den Rahmenbedingungen ihrer Tätigkeit und ihren Kündigungsabsichten befragt.

Demnach sind im Vergleich zu Auszubildenden mit deutschem Pass vor allem drei Faktoren entscheidend dafür, ob junge Zugewanderte eine Ausbildung fortsetzen oder beenden:

  • individuelle Rahmenbedingungen wie Sprach- und Mathematikkenntnisse sowie die Frage, ob die Ausbildung im tatsächlich gewünschten Ausbildungsberuf begonnen werden konnte. Gute Sprachkenntnisse reduzieren die Bereitschaft zur Kündigung bei den Befragten mit Zuwanderungshintergrund fast um die Hälfte;
  • die soziale Interaktion am Arbeitsplatz – insbesondere die Unterstützung durch Kolleginnen und Kollegen im unmittelbaren Arbeitsumfeld;
  • die Unterstützung durch den Ausbildungsbetrieb. Vor allem durch Sozialisierungsstrategien wie systematische Schulungen und soziale Integrationsmaßnahmen zu Beginn der Ausbildung können Ausbildungsbetriebe die Kündigungsabsichten junger Zugewanderter halbieren.

Rahmenbedingungen verbessern

Um die nachhaltige Integration zugewanderter Auszubildender zu verbessern, empfehlen die Autorinnen und Autorenteam Verbesserungen der Rahmenbedingungen der Ausbildung. Handlungsoptionen sehen sie in den Bereichen Ausgangsqualifikation, Sprachförderung sowie der verstärkten Förderung ausbildungsbegleitender Hilfen (abH) und Initiativen zur Reduktion von Ausbildungsabbrüchen. Auch die gezielte Unterstützung mittlerer und kleinerer Unternehmen, die in der Regel nur über geringe Ressourcen zur strukturierten Integration zugewanderter Auszubildender verfügen, könnten deutliche Verbesserungen bewirken.

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