30.01.2023 | Redaktion | IAW

Abwanderung ausländischer Fachkräfte

Befragung im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit

Ein Viertel der ausländischen Arbeitskräfte, die Deutschland wieder verlassen, tun dies aus beruflichen Gründen:  Arbeitslosigkeit, keine passende Beschäftigung oder fehlende Anerkennung der beruflichen Qualifikation. Ein weiteres Viertel der Abwanderungen erfolgt aus aufenthaltsrechtlichen Gründen. Fehlende soziale Integration wird ebenfalls häufig als Grund genannt. Dies sind zentrale Ergebnisse einer Befragung des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung (IAW) und das SOKO Instituts im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Klick zum VergrößernGrafik: IAW

Vor dem Hintergrund das wachsenden Fachkräftemangels sind Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland zugewandert sind, das Land dann aber wieder verlassen haben, als ein ungenutztes Potenzial anzusehen. Der Mangel könnte gemildert werden, wenn sie nicht abwandern oder wenn sie erneut für den deutschen Arbeitsmarkt gewonnen werden können. Die Voraussetzungen dafür sind angesichts der Befragung der Abgewanderten nach ihrer Rückkehr nicht schlecht: Vergleicht man ihre Zufriedenheit in der aktuellen Situation mit der Zufriedenheit in Deutschland, sind die Befragten in allen Bereichen in Deutschland zufriedener gewesen. Bei vielen besteht nach wie vor der Wunsch, in Deutschland zu leben.

Die Autorinnen und Autoren der Studie geben nur vorläufige Handlungsempfehlungen, wie die Situation ausländischer Arbeitskräfte in Deutschland verbessert werden könnte – vorläufig deshalb, weil sie nur eine Vorstudie ist und eine Hauptstudie auf Basis repräsentativer Daten noch aussteht. Im Mittelpunkt steht dabei aber auf jeden Fall ein verbesserter Zugang zu Sprachkursen und die Senkung von Hürden vor allem im Bereich der Basissprachkurse, denn bei der Befragung hatte sich gezeigt, dass viele Zugewanderte nur über unzureichende deutsche Sprachkenntnisse verfügten: Zwei Drittel hatten keinen Sprachkurs absolviert.

Mehr Transparenz herstellen

Daneben wäre auch eine verbesserte Bereitstellung von Informationen in Bezug auf das Alltagsleben – Behörden, Besteuerung, Wohnungssuche – und eventuell auch eine Begleitung der Zugewanderten sinnvoll. Informations- und Weiterbildungsangebote sollten zudem mehr Transparenz über Arbeitsbedingungen, Arbeitsrechte und Aufstiegschancen schaffen. Die Beratung und Vermittlung durch die BA sollte insbesondere auch solche Zugewanderte erfassen, die sich beruflich neu orientieren müssen oder wollen, denn häufig sind Brüche im Erwerbsleben der Anlass zur Abwanderung.

Um eine systematische Untersuchung der Zusammenhänge und Hintergründe der Abwanderung vornehmen zu können, bedarf es aus Sicht der Autorinnen und Autoren einer Datenbasis, die eine repräsentative Stichprobenziehung zu relevanten Merkmalen erlaubt. Dafür sei die Durchführung einer größer angelegten Panel-Studie erforderlich.

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