23.10.2017 | PM BIBB | Redaktion

Wie Betriebe Azubis auswählen

Bundesinstitut für Berufsbildung befragte Unternehmen

Die Schulnoten, das Sozialverhalten und unentschuldigte Fehltage sind den Betrieben bei der Bewertung von Bewerberinnen und Bewerbern für einen Ausbildungsplatz besonders wichtig. Das ergab eine Betriebsbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) in Zusammenarbeit mit dem Wissenschaftszentrum für Sozialforschung Berlin (WZB). Betriebe mit Rekrutierungsschwierigkeiten sind allerdings eher bereit, Bewerberinnen und Bewerber mit schlechteren Leistungsmerkmalen beim nächsten Auswahlschritt zu berücksichtigen.

Dass Betriebe allerdings in schwierigen Situationen grundsätzlich Abstriche bei ihren Auswahlkriterien machen und Bewerbern unabhängig von ihren schulischen Leistungen zu einem Vorstellungsgespräch oder Einstellungstest einladen würden, zeigt sich nicht. Offensichtlich sind diese Kriterien nach Einschätzung der Betriebe auch bei Problemen auf dem Ausbildungsstellenmarkt unverzichtbar für das erfolgreiche Absolvieren einer betrieblichen Ausbildung. Die Studie liefert damit einen Erklärungsbaustein für die nach wie vor hohe Zahl unbesetzt bleibender Ausbildungsstellen.

Angesichts dieser Ergebnisse der Betriebsbefragung appelliert BIBB-Präsident Prof. Friedrich Hubert Esser an beide Seiten: "Alle Beteiligten sollten sich an ihre eigenen beruflichen Anfänge erinnern und sich vergegenwärtigen, mit welchen Fähigkeiten und Kenntnissen sie selbst ins Berufsleben gestartet sind und wie sie erst im Laufe der Zeit wichtige Erfahrungen gesammelt und berufliche Kompetenzen aufgebaut haben. Betriebe sollten mehr jungen Ausbildungssuchenden die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen einräumen." Den jungen Leute empfiehlt Esser, regional mobiler zu sein. Für Bewerberinnen und Bewerber stiegen die Chancen, in einem Auswahlverfahren weiter zu kommen, wenn sie eine Region in Betracht zögen, in der Betriebe händeringend Auszubildende suchen.

"Betriebe sollten mehr jungen Ausbildungssuchenden die Möglichkeit zum persönlichen Kennenlernen einräumen."
Friedrich Hubert Esser, BIBB-Präsident

 

Aus Sicht von WZB-Direktorin Prof. Heike Solga zeigen die Ergebnisse, dass es keine absolut gesetzten Ausbildungsanforderungen gibt und die Betriebe grundsätzlich in schwierigen Situationen auch schlechtere Bewerber berücksichtigen. "Diese Flexibilität sollte mehr genutzt werden, um unbesetzte Ausbildungsplätze für suchende Jugendliche zu öffnen", so Solga.

Für die Studie im Rahmen des "BIBB-Betriebspanels zu Qualifizierung und Kompetenzentwicklung (BIBB-Qualifizierungspanel)" wurden über 500 Betriebe anhand von knapp 3.000 fiktiven Profilen von Ausbildungsstellenbewerberinnen und -bewerbern befragt.

Weitere Informationen

  • BIBB: Report 2/2017
    Weitere Informationen in der neuen Ausgabe des BIBB REPORT, Heft 2/2017: "Welche Anforderungen stellen Betriebe an zukünftige Auszubildende mit mittlerem Schulabschluss?". Die Ausgabe steht kostenlos als Download zur Verfügung.